Vampir von Robbe

Ein Bericht von Klaus Jakob aus dem Jahre 2001, überarbeitet 2024


Den Vampir habe ich erstmals bei einem Nurflügeltreffen (ich glaube 1988) in Versmold gesehen. Geflogen wurde er von Kai Erdmann, damals Herausgeber der Zeitschrift "Aufwind". Der Vampir war neu auf dem Markt, die Nuriszene noch nicht so weit verbreitet wie heute. Dementsprechend hob sich der Vogel mit seinem Möwenknick, der hohen Streckung und seiner Spannweite von 3,17 m angenehm aus der Masse der übrigen Nurflügler hervor. Es wurden eben doch noch viele "Bretter" geflogen, und es gab es eine größere Vielfalt an Konstruktionen. Leistungsstarke und handliche Pfeile waren gerade im Entstehen. Dieses waren für mich damals bleibende Eindrücke.

Vampir von Robbe Vampir von hinten gesehen

Es vergingen zwölf Jahre, bis ich kurz vor dem Inter-Ex 2000 feststellte, dass ich keinen Flieger hatte. Zugleich erinnerte ich mich, in unserem Bastel- und Modellbauladen einen verstaubten Vampir-Baukasten gesehen zu haben. Ein kleiner Preisnachlass erlöste den Bausatz aus seinem Dornröschenschlaf, und innerhalb kurzer Zeit war der Vogel aufgebaut: 4 Flügelteile, Balsa/Styropor, sauber gefertigt, und eine Menge Sperrholzteile für den Rumpf. Dieses erinnerte eher an ein kleines Boot, als an einen Flugzeugrumpf. Die Flügelstähle (je zwei pro Flügelhälfte) sind aus Flachmaterial, nur 5x1 mm stark, und sind von Sperrholzzungen umgeben. Diese Sperrholzzungen passen in ABS-Taschen, die erst aufgebaut und dann in den Flügel eingeklebt werden müssen. Diesen Punkt würde ich bei einem Neubau unbedingt anders machen: einen Flachstahl 10x1 und einen Stahldraht D=2 mm in passende Messinghülsen. Dies schafft außerdem mehr Platz im Rumpf und der Zusammenbau des Fliegers ist leichter, da die Sperrholzzungen in den ABS-Schächten gerne klemmen. Die Servos sollen laut Plan in Rumpfnähe montiert werden, ich habe sie jedoch in den Schacht im Flügel eingebaut, an die Stelle, an der die Umlenkung des Gestänges geplant war. Schwerpunktprobleme gab es dadurch nicht, in die Nase kamen 60 g Blei. Das Gesamtgewicht betrug nur 1550 Gramm.
Die Auslegung:
so ganz sicher bin ich mir über das Konzept noch nicht; es ist nicht das Stromburg-Konzept, der Flügel ist geometrisch bis zum Knick nicht geschränkt. Das etwa 12,5% dicke Wurzelprofil scheint druckpunktfest, das Profil sieht auch im Knick und außen so aus. Eine Schränkung wurde den Flügelsegmenten nicht verpasst, es kann jedoch ein Schränkungssprung ab dem Knick vorhanden sein. Dies könnte auch die Gutmütigkeit beim Fliegen erklären, sowie das trotz des flachen Möwenknicks geringe negative Gieren. Um alle aerodynamischen Werte zu erhalten, bedarf es einer gründlichen Nachmessung. Diesen Aufwand wollte ich nicht mehr betreiben.

Vampir von vorne gesehen

Zum Fliegen:
der Vampir flog auf Anhieb, Schwerpunktkorrekturen waren nicht nötig. Er liegt ruhig in der Luft und am Sender, fliegt recht langsam und brav, und schiebt nur wenig. Im Langsamflug natürlich etwas stärker als im "Schnellflug". Der Schnellflug ist aber immer noch recht moderat, die kleinen Wölbklappen verhelfen ihm auch nicht zu viel mehr Fahrt, wenn sie leicht nach oben ausschlagen. Werden sie nach unten ausgefahren, so wird der Vogel langsamer, aber die Sinkgeschwindigkeit nimmt leider nur wenig ab. Besser wirken die Wölbklappen bei zügigem Fliegen, wenn sie mit dem Höhenruder gekoppelt sind: der Kurvenflug wird noch angenehmer, der Auftrieb bleibt etwas besser in der Schräglage erhalten. Bei einem eventuell notwendigen Umbau werde ich sie in Spannweitenrichtung verlängern, auch die Breite an der Wurzel werde ich vergrößern. Der Pfeilwinkel ist groß genug, um eine sinngemäße Wölbklappenwirkung zu erreichen.
Hochstarts an der Elektrowinde habe ich nur wenige gemacht, sie verliefen alle problemlos. Am meisten flog ich den Vampir an sanften Hängen bei leichtem bis mäßigem Wind. Aufgefallen ist mir, dass er beim Landen sehr viel schwieriger auf den Boden zu drücken ist, als andere Nurflügler. Vielleicht hatte ich auch mehr Scheu davor, den filigranen Flügel mit seinen hängenden Ohren so vehement in das Gras zu dreschen, wie ich das bei den anderen Nuris mache; bis jetzt haben die Ohren jedoch klaglos auch unsanfteren Landungen standgehalten.
Loopings sind kein Problem, sie sehen jedoch recht komisch aus, wenn das "M" des Möwenflügels plötzlich zum "W" wird. Rollen macht er auch, aber nur unwillig, nach langem Fahrtaufholen.
Weil das dicke Profil in Verbindung mit dem leichten Flügelgewicht einen E-Antrieb zu verkraften schien, wurde dem Vampir ein Motoraufsatz gebastelt. Speed 540 BB, Getriebe und 7 Zellen.
Das Gewicht des Antriebs pendelte sich bei insgesamt: 730 Gramm ein. (zur Erinnerung: wir schreiben das Jahr 2000).
Da der Empfängerakku und das Blei wegfallen, ergibt sich ein Startgewicht von 2130 Gramm. Handstart ist möglich, der Antrieb ist nicht gerade der stärkste, doch man kann etwa 2 schöne Steigflüge machen. Die Sinkgeschwindigkeit schien mir allerdings doch merklich höher als vorher. Und die Sinkgeschwindigkeit ist auch das, was mich am Vampir doch etwas wundert: er ist leicht, und bleibt doch nicht allzu lange oben. Sind die Außenflügel doch ordentlich geschränkt? Das angenehme Flugverhalten spricht dafür. Und außerdem: wer wollte schon bei dem Flugbild auch noch die Leistungen einer Hochleistungskampfmaschine erwarten?
Der Vampir ist ein netter, alltagstauglicher Nurflügler, mit einem schönen Flugbild.

Da ich noch andere Nuris fliege, blieb er damals leider allzu oft zu Hause.
Und dennoch: am Hang ärgerte ich mich öfter mal, dass ich bei dem nachlassenden Wind nur irgendeinen anderen Bleihobel mitgenommen habe, wo doch der Vampir eventuell noch ginge.

Nachtrag:
wie wir inzwischen wissen, gibt es sehr gute kostenfreie Software zum Auslegen von Nuris. Damit könnte man einen Nuri mit Möwenknick deutlich besser auslegen, als den damaligen Vampir.
Am wichtigsten scheint mir -neben den üblichen Parametern eines Pfeiles- die Klappengeometrie so auszulegen, dass die Leistung optimiert wird, und beim Kurvenfliegen ein möglichst geringes negatives Wendemoment entsteht. Diesem Punkt muss beim Möwenknickflügel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, als bei einem Wingletpfeil.
Mit den heutigen Mischern der Sender kann man bereits bei einem Vierklappenflügel die Leistung deutlich verbessern.

Vampir
Vampir von vorne gesehen
Vampir flach von der Seite gesehen


Im RC-Network gibt es einige Beiträge. Hier z.B.
https://www.rc-network.de/threads/robbe-vampir.12736/




Klaus Jakob.